K. k. Landwehr-Infanterie-Regiment Neu-Sandec Nr. 32
K. k. Landwehr-Infanterie-Regiment
Neu-Sandec Nr. 32
Gehorsamsverweigerungen beim Schützenregiment Nr. 32.
Die Geschichte der k.k. 46. Schützendivision
August von Urbański
Feldmarschall-Leutnant
Knapp vor Abgang meines Zuges nach Wien rief mich Major Graf Belrupt an und erbat meine sofortige Rückkehr nach Laszków. Die Gründe konnte er mir telephonisch nicht mitteilen, meine Anwesenheit sei aber unbedingt notwendig. Das Auto, das mich nach Lemberg gebracht hatte, war zum Glück nach da, und so konnte ich die Rückfahrt sofort antreten. Ich verbrachte die ganze Nacht in Erwägungen, was sich bei der Division ereignet haben konnte. Am 15. März war ich, von der langen Fahrt ziemlich ermüdet, zeitig am Morgen wieder in Laszków. Major Graf Belrupt meldete mir, daß einige Abteilungen eines auf weite Gebiete zerstreuten Baons. des SchR. 32 sich geweigert haben, zu einer anbefohlenen Ausrückung mit voller Rüstung anzutreten. Es waren Polen, die sich auf den Standpunkt stellten, für sie sei der Krieg zu Ende, sie wollen nicht mehr gegen Italien kämpfen. Die wenigen jungen Offizieren hatten nicht die Autorität, diese Ausbrüche des Ungehorsams im Keime zu ersticken. Es handelte sich um zweieinhalb auf weite Räume zerstreute Kompanien, die in dieser Form gemeutert hatten. Der Regimentskommandant hatte im Einvernehmen mit dem Generalstabschef der Division die Entwaffnung dieser Abteilungen angeordnet. Hierzu mussten Kameraden desselben Regiments herangezogen werden. Das nächste Baon. des SchR.32 lag kompanie- und zugsweise in den Ortschaften eines ausgedehnten, weit entfernten Raumes verteilt, und es verging viel Zeit, ehe Dieses Baon. alarmiert werden konnte und die Standarte der meuternden Kompanien erreichte. Ich gab den Befehl, die entwaffnete Mannschaft auf den freien Platz beim Regimentskommando zu eskortieren, wo ich mit den Offizieren des Divisionsstabes und des Kommandos des SchR. 32 deren Eintreffen erwartete. Ich war festentschlossen, das geringste Zeichen der Auflehnung mit den drakonischsten Mitteln im Keime zu ersticken. Um dem kommenden Akt auch äußerlich ernsten Ausdruck zu verleihen, ließ ich auf den drei offenen Seiten des viereckigen Platzes je eine Batterie mit geladenen Geschützen auffahren; alle Offiziere hatten die Pistolen bereitzuhalten. Beim Eintreffen der Entwaffneten ließ ich das Spiel einschlagen und befahl den Vorbeimarsch an mir. Die Leute warfen die Beine stramm wie immer! Vor dem in Waffe aufgestellten Baon. eröffnete ich in einer polnischen Ansprache, daß die drei Batterien den Auftrag hätten, beim geringsten Zeichen des Ungehorsam auf meinen Befehlrücksichtslos in das Baon. zu schießen; lebend werde kein meuternder Soldat meiner Division diesen Platz verlassen. Die Leute kannten mich, sie mussten, daß mit mir nicht zu scherzen sei und ich fest entschlossen war, blutigen Ernst zu machen. Dann begann ich mit einzelnen Leuten, die ich kannte, namentlich mit Unteroffizieren, zu sprechen. Sie waren durch Agitatoren, die vom Urlaub national verhetzt einrücken, verführt worden. Altgediente, wiederholt verwundete, dekorierte Unteroffiziere, denen ich die Auszeichnungen persönlich an die Brust geheftet hatte, standen beschämt vor mir und beteuerten, daß sie ihre Tat bereuen und wieder anständige Soldaten sein wollen, würdig des unbefleckten Rufes der Division. Ich ließ die Rädelsführer ausscheiden, verfügte die neuerliche Beeidigung derMannschaft und gab den zweieinhalb Kompanien die Waffen wieder. Nach einem Hoch auf unseren Allerhöchsten Kriegsherrn, in das die Leute sichtlich erleichtert einstimmten, ließ ich das Baon. unter den Klängen meines Marsches an mir vorbeikommen. Die Augen meiner alten Mitkämpfer leuchteten mir wieder treu entgegen, und in ihren Mienen konnte ich lesen, daß sie mich verstanden hatten. Gegen dieRädelsführer wurde die gerichtliche Untersuchung eingeleitet. Den Vorfall meldete ich schriftlich dem AOK. Um 16. März verließ ich endgültig Laszków. Auf der Autofahrt nach Lemberg überholte ich das Baon., bei dem sich die Gehorsamsverweigerungen ereignet hatten; die Leute erwiderten freudestrahlend meinen Gruß, die Offiziere meldeten mir, daß sich die Mannschaft tadellos benommen habe und ihren Ungehorsam bereue. Am 17. März fuhr ich von Wien nach Baden, um beim AOK. persönlich über diesen Fall zu berichten. Der Chef des Generalstabes war eben im Begriff, mit Sr. Majestät abzureisen, weshalb ich den GM. Frhr. v. Waldstätten über die Einzelheiten orientierte. In Baden erfuhr ich, daß die 46. SchD. zunächst in Reserve käme, wo die gerichtliche Untersuchung weitergeführt werden könne.
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